Über dieses E-Book
Auf den Spuren von Faulkner und McCarthy kombiniert US-Autor Tom Franklin Elemente des Southern Gothic und des Western noir und legt in seiner Groteske die Wurzeln der angezählten amerikanischen Nation bloß, die nicht selten Freiheit mit dem Recht des Stärkeren assoziert.
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Rezensionen für Smonk
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Buchvorschau
Smonk - Tom Franklin
Inhalte
Vorwort
1 Der Prozess
2 Der Tombigbee
3 Der Ballon
4 Die Krähenjäger
5 Der Mob
6 Das Waisenhaus
7 Die Pächter
8 Der Erlöser
9 Das Auge
10 Der Mississippi Gambler
11 Die Stadt
12 Die Totenwache
13 Das Feuer
Danksagung
Pulpmaster Backlist
Tom Franklin
Smonk
Vorwort
von Frank Nowatzki
Ist das noch Pulp oder schon Pflichtkanon?
Wenn man unser Zusammenkommen mit dem Schriftsteller Tom Franklin Revue passieren lässt, dann stellt sich heute noch die Frage, wie ein mit so viel Anerkennung bedachter Autor – Guggenheim-Stipendium, Philip Roth Residency in Creative Writing, Willie Morris Award for Southern Fiction – die deutsche Lizenz einem kleinen Verlag wie Pulp Master überlassen konnte. Auch renommierte Krimipreise zogen nicht an ihm vorbei, so wie der Edgar, den er eingesammelt hat. Franklin fand seinen Platz in den Best American Mystery Stories of the Century, gewann den Los Angeles Times Book Prize (Krimi/Thriller) und erhielt den Gold Dagger Award für den besten Roman. Erst der große US-Publikumsverlag HarperCollins und dann Pulp Master? Vielleicht kann man eine Antwort auf die Frage finden, indem man seinen Werdegang und seine Werke genauer unter die Lupe nimmt.
***
Nach zwei sehr erfolgreichen Büchern hatte William Morrow, sein überaus zufriedener US-Verleger, Franklin blind ein großzügiges Angebot für das nächste Buch gemacht, das auf der vagen Idee zweier ungleicher Brüder/Freunde basierte; und Tom Franklin akzeptierte und machte sich ans Werk. Doch diesmal sprudelten die Ideen nicht und der Autor wähnte sich in einer Sackgasse. Als er aber eines Abends mit seiner damals dreijährigen Tochter nach Hause fuhr, drang der Gestank eines toten Stinktiers zu ihnen durch und er erklärte ihr, dass ein Skunk ein Tier sei, das mit seinem speziellen Duft Raubtiere abwehre. Als die Kleine am nächsten Tag Skunk spielen wollte, sprach sie von einem Smunk, doch der Vater verstand Smonk, setzte sich an seinen PC, ließ die begonnenen Kapitel des bevorschussten »großen« Romans links liegen und machte sich stattdessen an eine skurrile Western-Groteske. Entgegen den arbeitsintensiven Erfahrungen mit seinem ersten Roman schrieb sich Smonk beinahe von allein. Die Rohfassung entstand in nur zehn Tagen; Franklin fügte an weiteren zehn Tagen zwanzig Seiten pro Tag hinzu und ließ sich dann fürs Feintuning anderthalb Jahre Zeit. Das Problem war das chronisch schlechte Gewissen und die Scham. Der moralische Kompass schlug aus, er wusste, dass er dieses Buch karrieremäßig nicht hätte schreiben dürfen und dass es sich nicht verkaufen lassen würde, aber es war wie eine längst fällige Entladung, die ihn vor dem PC des Öfteren zum Lachen brachte wie niemals zuvor beim Arbeiten. »Das Schreiben war wie Masturbieren – es fühlt sich großartig an, aber gleichzeitig fühlt man sich schuldig – es war zu gewalttätig, es war zu schräg, es wurde zu viel gefurzt und es gab zu viel Sex.« Das Schreiben war wie ein Akt des Urgeschehens und keine wohlüberlegte Handlung. Sein Agent Nat Sobel sagte, dieses Buch komme zu früh und sei kein gutes »drittes« Buch, doch Tom Franklin war ungeduldig und wollte es unbedingt veröffentlichen. Er wollte keine Westernfolklore bedienen und auch nicht die Bedürfnisse der Fans des Genres, sondern das längst von der Landkarte getilgte Örtchen Old Texas/Alabama so nahe wie möglich an unsere Zeit heranholen; sich den inneren Konflikten der seinerzeit noch jungen amerikanischen Gesellschaft widmen; zeigen, dass jenseits der Zivilisation nicht selten Freiheit mit dem Recht des Stärkeren assoziiert wird. Es gab, wie gewohnt, gute Rezensionen, doch insgesamt weniger Verkäufe und nur einen internationalen Lizenzverkauf nach Frankreich – sein Agent hatte also recht behalten. In Zeiten, in denen nicht Lektoren sieben, sondern Revisoren Autoren wegen enttäuschender Verkaufszahlen aus dem Programm aussortieren, muss man als Verleger selbstverständlich zugreifen, will man mal mit größerem literarischen Kaliber aufwarten. Und das haben wir mit Tom Franklin dann auch gleich mal versucht.
***
Tom Franklins Geschichten haben wenig mit dem mythologischen Süden des Mondscheins und der Magnolien gemein; er pflanzt sie lieber in den ländlichen, industriellen Süden der einfachen Leute. Es ist dieser Süden, den er als Student, als erster Student in seiner Familie überhaupt, auf sich wirken ließ, dank diverser Jobs, die er annahm, um seine Studiengebühren schultern zu können. So jobbte er nachts in der Leichenhalle eines Krankenhauses — sein Lieblingsjob, den niemand anders wollte und wo er angesichts der Stille ungestört lesen und studieren konnte; er fand Arbeit in einer Fabrik für Sandstrahlgut und bei einem Entsorger für Chemieabfälle. Er, der Sohn eines Automechanikers aus Dickinson, Alabama, der sich als für das Familienunternehmen ungeeignet erwies, als er nach Einbau eines Automatikgetriebes dummerweise ein paar Teile über hatte. Er, der in einer strenggläubigen, beinahe fanatisch-religiösen Atmosphäre aufgewachsen war, wundersame Heilungen und Teufelsaustreibungen inklusive.
Wenn es etwas gibt wie einen Faden, der sich, vom Süden als Handlungsschauplatz einmal abgesehen, durch Franklins Bücher zieht, dann ist es sein stetes Bestreben, eine Mischung zu erschaffen aus dem, was er an der Hochliteratur liebt – fesselnde, komplexe Charaktere und eloquent formulierte Sätze – und spannender Genreliteratur, die er als Jugendlicher verschlungen hat: die Horrorromane von Stephen King zum Beispiel oder die Fantasyromane eines Edgar Rice Burroughs. Diese besondere Mixtur fiel sogleich Philip Roth auf, der sich von Franklins kraftvoller Prosa in der titelgebenden Novelle seines Debüts Poachers (1999) beeindruckt zeigte und sich durch die heraufbeschwörende Sprache und die schonungslose Vorstellungskraft an William Faulkner erinnert fühlte.
2003 legte Franklin mit seinem historischen Debütroman Hell at the Breech nach, worin er den als »Mitcham War« in die Geschichte von Clarke County eingegangenen Furor verarmter Landpächter Ende des 19. Jahrhunderts thematisiert, deren Antwort auf Ausbeutung und Elend Bandenbildung und Terror lautete. In Deutschland sprang der Roman, von Kritikern gelobt, als Hardcover unter dem Titel Die Gefürchteten auf Anhieb in die Krimi-Bestenliste (und Franklin erschien damit bei Pulp Master auf dem Radar). Als sich dann aus kommerziellen Erwägungen heraus niemand mehr für Smonk interessierte, sammelten wir das verschmähte Dark Horse ein und gaben dem für die Dunkelheit und den Humor in seinen Geschichten von Kritikern geschätzten und von zahllosen Fans geliebten Autor aus Mississippi ein neues Zuhause.
***
Ich staunte nicht schlecht, als ich im Herbst 2016 – mitten in der Vorbereitung zur deutschen Ausgabe von Smonk – über seinen Agenten erfuhr, dass Tom Franklin gemeinsam mit seiner Ehefrau Beth Ann Fennelly und den drei Kindern in Berlin an der Havel weilte, um im Rahmen eines Fellowship der American Academy an einem neuen Roman zu arbeiteten sowie an einem Drehbuch zu Smonk. Das Drehbuch beauftragte Schauspieler, Regisseur und Filmproduzent James Franco persönlich, der sich gleich auf noch die Filmrechte an Poachers und Hell at the Breech gesichert hatte. Dass Franco Southern Fiction liebt und schon William Faulkner (Schall und Wahn, Als ich im Sterben lag) und Cormac McCarthy (Ein Kind Gottes) verfilmt hatte, war mir bekannt, aber Smonk? Ich nahm sofort Kontakt mit Franklin auf und bekam prompt eine ungewöhnliche Einladung: »Die American Academy in Berlin bittet um die Gesellschaft von Herrn und Frau Nowatzki bei einem Abendessen mit Sitzordnung zu Ehren von Tom Franklin, Autor und außerordentlicher Professor für Englisch an der Universität von Mississippi.« Nach dem Dinner war eine Vorstellung seines New York Times Bestsellers von 2010 geplant, der Roman mit dem ungewöhnlichen Titel Crooked Letter, Crooked Letter. Der Roman nach Smonk, der eigentlich sein drittes Buch hätte sein sollen. Dieses Buch, so Franklin, sei zufällig autobiographisch geworden, weil es außer dem anfänglichen Brüder/Freunde-Ansatz eigentlich keinen Plan gegeben habe, Aspekte und Details seines eigenen Lebens dafür heranzuziehen. Als er jedoch Beth Ann im Rahmen eines Stipendiums nach Brasilien begleitete, weit weg von seinem Alabama, habe er unterbewusst begonnen, mehr und mehr Erinnerungen aus seiner eigenen Vergangenheit für den Schreibprozess abzurufen.
Bei besagtem Abendessen stellte ich mich den zahlreichen anderen geladenen Gästen als der deutsche Verleger von Smonk vor, erntete jedoch nur Achselzucken und ratlose Blicke. Smonk, Pulp Master, nie gehört. Als ich nachlegte, ich werde bald auch Crooked Letter, Crooked Letter auf Deutsch verlegen, Franklins Südstaatenroman über Freundschaft, Einsamkeit, Alltagsrassismus und Schuld, wurde ich plötzlich interessanter und zu meinem Coup beglückwünscht. Leute klopften mir auf die Schulter und nickten anerkennend. Es stellte sich heraus, dass auch das Regierungspräsidium in Stuttgart die literarischen Qualitäten eines Tom Franklin zu schätzen weiß und verfügt hatte, dass Crooked Letter, Crooked Letter in Baden-Württemberg ab dem Abitur 2019 im Unterrichtsfach Englisch als Pflichtkanon zu behandeln sei. Spontan dachte ich amüsiert, nur gut, dass keiner von den Entscheidern in den Gremien zuvor Smonk gelesen hatte. Als ehemaliger Arbeiterklassen-Punk aus der Gropiusstadt imponiert mir natürlich Franklins Lebenslauf – aus einfachsten Verhältnissen stammend, mit Energie und Stamina immer sein Ziel im Visier, bis hier an die Havel, wo er mich in meiner Heimatstadt empfängt, ein begehrter Schriftsteller, umringt von Schulbuchverlegern und Lehrerinnen, die seinen Southern Accent bewundern – und vielleicht war ja genau sein spezielles Bauchgefühl notwendig, diese besondere Mischung aus My Way, Talent und Timing, um in dieser Welt irgendwann beachtet zu werden und sich von der Masse der Schreibenden abzuheben. Und vielleicht unterschätzte ich sogar diese Baden-Württemberger. Denn vielleicht wussten diese Leute einfach ganz genau, wie weit man gehen durfte, ohne sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Vielleicht implizierte die Entscheidung für Crooked Letter, Crooked Letter ja so etwas wie eine Empfehlung, sich mit dem Gesamtwerk Franklins auseinanderzusetzen, ja, vielleicht versteckte sich hier ein gesellschaftskritischer Hinweis auf Smonk. Vielleicht war den baden-württembergischen Entscheidern längst schon bewusst, dass die erlangte Abiturreife nicht ausreichte, um junge Erwachsene entsprechend gewappnet in den turbokapitalistischen Wahnsinn da draußen zu entlassen, in eine westliche Welt des menschheitsgeschichtlichen Fortschritts, in der es nur noch Gewinner und Verlierer gibt. Vielleicht impliziert Franklins Blick zurück in das Jahr 1911 durch die Augen von O.E. Smonk die Erkenntnis, dass die Grundlagen unseres gegenwärtigen Systems aus einem Albtraum hervorgegangen sind. Einem Albtraum von Raub, nackter Gewalt, Korruption, Krieg, Knechtschaft und religiösem Wahn, dem leider bis heute kein befreiendes Erwachen gefolgt ist, sondern eine Systematisierung der Barbarei. Denn durch die Augen von O.E. Smonk betrachtet, wird auch die Legitimität der gegenwärtigen Verhältnisse irgendwie brüchig und die so erlangte Pulp-Reife ist dann vielleicht sogar wertvoller als eine gute Abiturnote, die man mit auswendig gelernten Pflichtübungen und kurzzeitiger Gedächtnisbildung erstrebt hat. All das muss man im Hinterkopf behalten, wenn man über diese Entscheidung nachdenkt.
Nein, man sollte nicht den Fehler machen und diese Leute unterschätzen; und Tom Franklin schon gar nicht.
SMONK
oder
STADT DER WITWEN
*
Das sind
die skabrösen Abenteuer
von E.O. Smonk
&
der Hure Evavangeline
im Clarke County, Alabama,
zu Beginn des letzten Jahrhunderts
Tom Franklin
Für Barry Hanah
Inhalt
1. Der Prozess
Ankunft – Kleidung & Ausrüstung – Junge mit Ballon – Fotografen – Ein neunmalkluger Gerichtsdiener – Der Richter – In der Falle – Ein ungewöhnliches Projektil – Ein Maschinengewehr – Das flüchtige Maultier
2. Der Tombigbee
Shreveport, Louisiana – Christliche Deputys – Ein angeblicher Akt widernatürlicher Unzucht – Eine Auspeitschung – Deputy Gabriel Washington Ambrose – Eine Pension in Mobile – Titten – Sprung durchs Fenster – Entfernung eines Muttermals – Flussaufwärts – Eine suspekte medizinische Untersuchung – Ein heimliches Gespräch – Ein tödlicher Messerstich – Uniformen – Ein Verhör – Ein Akt christlicher Nächstenliebe – Mord & ein gestohlener Backenzahn – Flussbewohner – Flucht – Der Gram des Kapitäns
3. Der Ballon
Massaker im Hotel – Flucht – McKissicks Wiedergeburt – Ein dritter Mörder – Ike & Gefangener an der Dreiwegekreuzung – Eine Geschichte über Piraten, Papageien & Cajuns – Der Sohn des Gerichtsdieners
4. Die Krähenjäger
Ein Quartett von Veteranen – Vergewaltigung – Tod im Maisfeld – Phail Walton – Ein Cherokee – Eine Erinnerung – Ein Gespräch über das Verfolgen – Das Schiff auf Grund – Eine Beisetzung – Fleischfresser – Ein grausiges Bild – Ein Wort wird geprägt – Ein Akt von Selbstbefleckung – Spitznamen – Loyalität
5. Der Mob
Ein Geheimtreffen – Erinnerung an ein Shrimps-Essen – Eine chinesische Hure – Ein Auftrag – Der Schmied – Versorgung mit allem Nötigen – Mrs. Tate – Auf der Spur – Richter Louver C. Turnbows Schicksal
6. Das Waisenhaus
Abgeworfen – Kinder – Eine Lesbe – Eine Hexe – Ein Wirbelsturm – Eine Schlägerei unter Frauen – Jemand kriegt einen runtergeholt
7. Die Pächter
Der Mob in Versuchung – Ausruhen – Eine Flinte – Das Auge kehrt zurück – Die Zuckerrohrplantage – Aushecken eines Doppelspiels – Unter den Sternen – Ikes Vergangenheit – Traum von einem Fluss – Eine Explosion – Der Mob formiert sich neu – McKissicks Herz
8. Der Erlöser
Der Tag des Herrn – Ein Geschöpf aus einem Traum – Deserteure – Eine schurkische Tat – Gefangen – Ein tollwütiger Hund – Ein hitziger Wortwechsel – In Gefahr
9. Das Auge
Darmentleerung – Wetten – Ausbruch aus dem Gefängnis von Hornwall Bend – Eine Begegnung im Wald – Plünderung der Hütte – Gates & Karlota Criswell – Hinterhalt
10. Der Mississippi Gambler
Über Land – Eine Meinung zu Old Texas – Ein Tauschgeschäft – Auf den Straßen – Der Monatszyklus – Ein Gespräch – Ein Siecher – Rüschen – Pattsituation mit Wagen – Diplomatie – Aufstand – Eine unheimliche Begegnung – Waltons Schande – Gefangen – Ihre wahre Liebe – Ein Heckenschütze – Hexen im Zuckerrohr
11. Die Stadt
Knüppelei – Kundschaften – Grübelei – Ambrose – Eindringlinge – Die Opfer des Heckenschützen – Die überraschende Gefangene – Ein Kansas-City-Mantel – Ein nächtlicher Reiter
12. Die Totenwache
Gerettet – Richten der Kleidung – Angriff der Fledermäuse – Verirrt – Die Geschichte von Snowden Wright – Ein heimlicher Lauscher – Die Kirche
13. Das Feuer
Beim Trog – Eine Bauchaufschlitzung – Ein Trinkgeld – Die andere Hand – Eine Lobrede – Eine unheimliche Verwandlung – Ein seltsames Bild – Walton – Der Butzemann – Flucht — Der Detonator — Feuer – Zombies – Das Schicksal der Kinder – Eine letzte Transaktion – Memphis – Ein Gebet
Wie liegt die Stadt so wüste, die voll Volks war! Sie ist wie eine Witwe! Sie weinet des Nachts.
Die Klagelieder Jeremia 1:1-2
»Magnifique!«, stieß die Gräfin de Coude mit gedämpfter Stimme hervor.
Edgar Rice Burroughs
Tarzans Rückkehr
1
Der Prozess
Es war am Vortag des Vortages seines Ablebens durch Mord, und Mundharmonika-Musik lag in der Luft, als E.O. Smonk auf dem umstrittenen Muli über das Eisenbahngleis und den Hügel hinauf zu dem Hotel ritt, wo sein Prozess stattfinden sollte. Man schrieb den ersten Oktober dieses Jahres. Es war seit sechs Wochen und fünf Tagen trocken und staubig. Die Feldfrüchte waren tot. Es war Samstag. Gemäß den Schatten der Flaschen am Flaschenbaum zehn nach drei am Nachmittag.
Inmitten der Reihe langer, leise wiehernder Pferdegesichter an der Anbindestange ließ sich Smonk von dem Maultier hinunter auf den Sandboden gleiten, spuckte seinen Zigarrenstummel aus und stand mit bösem Blick in seiner vollen Größe von fünf ein Viertel Fuß zwischen den Pferdeschultern. Er befahl einem schmutzigen blonden Jungen mit einem Ballon in der Hand, auf das Muli zu achten, das einen englischen Sattel und darunter eine bestickte Decke aus Brügge in Belgien trug. Aus einem am Sattel befestigten Holster ragte der Kolben der Winchesterbüchse, mit der Smonk vor knapp einer halben Stunde vier der Ziegen im Pferch eines Iren erledigt hatte, weil das Einzige, was er noch weniger leiden konnte als einen Iren, eine irische Ziege war. Anstelle eines Brandzeichens hatte das Muli ein frisches Einschussloch von einer 22er im linken Ohr, genau wie Smonks Kühe, seine Schweine und sein Jagdhund, sogar seine Katze.
»Wenn das Muli wegkommt«, sagte er zu dem Jungen, »mach ich dir ’n Loch in deinen Ballon.«
Er riss mit dem Daumennagel ein Streichholz an und hielt die Flamme an eine weitere Zigarre. Er bemerkte, dass weder auf den Veranden noch auf den Balkonen Männer saßen, zog das Gewehr aus dem Holster und entsicherte es. Mit dem Handrücken klopfte er einer Stute Staub von der Flanke, damit sie ihm verdammt noch mal Platz machte (es hieß, er gehe nie hinter einem Pferd her), stampfte die Stufen hinauf in den Schatten des Balkons und humpelte über die Hotelveranda, sodass die Bretter unter seinen Stiefeln ächzten. Der Junge sah ihm nach: der ungeheuren Zwergengestalt mit den Schultern eines Grizzlybären, das scheffelkorbgroße Haupt gesenkt und schräg gelegt, als versuche er zu entscheiden, ob etwas Männchen oder Weibchen war. Seine Hände waren breit wie Schaufeln und seine Finger so lang, dass er den Schädel eines Mannes damit umspannen konnte, aber seine untere Hälfte war kleiner: dünne, hufeisenkrumme Beine und kleine Füße in nagelneuen, schokoladenfarbenen Ausgehstiefeln aus Kalbsleder, die lockeren Breeches aus Drillich oben hineingesteckt. Er trug ein sauberes, gebügeltes weißes Hemd mit Rüschenkragen, Hosenträger, eine schwarze Schnürsenkel-Krawatte mit einem Würfelpaar an den Enden und eine hellbraune Leinenjacke. Wie üblich hatte er keinen Hut auf – von Hüten schwitzte er am Kopf —, und er trug eine Brille mit blauen Gläsern, wie sie Syphiliskranken verordnet wird, zu denen er zählte. An einer Schnur um seinen Hals hing eine Kürbisflasche Whiskey, die mit einem Sirupkorken verschlossen war.
Er hustete.
Neben der Winchester führte er einen Spazierstock mit Elfenbeingriff bei sich, in dessen Schaft ein Degen und in dessen Griff ein Derringer versteckt war. An verschiedenen Stellen in seiner Kleidung verbargen sich vier, fünf Revolver, in seinen Jackentaschen klackerten Patronen und in seinem Stiefel steckte ein Messer. Seine rechte Schulter zierten mehrere Narben von Schusswunden, dazu kamen eine in jedem Unterarm und eine weitere in seinem linken Fuß. Der haarige Hügel seines Rückens war mit einem Dutzend Schrotpocken übersät, und über seinen Bauch zog sich die Spur eines Messers. Seit mittlerweile mehreren Jahren fehlte ihm das linke Auge und war durch eine weiße Glaskugel ersetzt worden, die zwei Größen zu klein war. Er hatte einen Kropf unterm Bart. Er hatte Gicht, er hatte den Tripper, Blutzucker, Nervenschmerzen und Schüttelfrost. Malaria. Das in seiner Hosentasche zusammengeknüllte Seidentaschentuch war blutig von der fortgeschrittenen Schwindsucht, unter der er, wie der Doktor ihm erst kürzlich mitgeteilt hatte, litt.
»Sie werden dran sterben«, hatte der Doktor gesagt.
»Wann?«, fragte Smonk.
»Irgendwann demnächst.«
An der Hoteltür blieb er stehen, um Atem zu schöpfen, und warf einen Blick zurück. Abgesehen von dem Jungen, der mit seinem Ballon, einem mit Luft gefüllten Schafsmagen, an einem Pfosten lehnte, waren keine Kinder zu sehen – einen kinderloseren Ort würde man nirgends finden. In der ganzen Stadt legten die verhurten alten Schachteln Fensterläden vor und schlossen Türen, andere eilten, von ihren Sonnenschirmen beschattet, über die Straße, aber jede Einzelne lugte über ihre Schulter, um einen Blick auf Smonk zu erhaschen.
Er tippte an eine imaginäre Hutkrempe.
Dann bemerkte er sie – die beiden Lackaffen, die auf der anderen Straßenseite neben einem Pferdewagen mit Plane standen. Sie stellten gerade das Dreibein ihrer Kamera auf und trugen geckenhafte Anzüge und glänzende Melonen.
Smonk, der das Lippenlesen beherrschte, sah einen sagen: »Da ist er.«
Im Hotel steckte der Gerichtsdiener die Mundharmonika weg, auf der er gespielt hatte, nahm eine straffere Haltung an, als er sah, wer da kam, räusperte sich und verkündete, im Gerichtssaal seien keine Schusswaffen erlaubt.
»Das ist kein Gerichtssaal«, sagte Smonk.
»Heute schon, bei Gott«, sagte der Gerichtsdiener.
Smonk warf einen Blick hinter sich, als würde er gleich wieder gehen und die Justizfarce könnte ihm ein für alle Mal gestohlen bleiben. Doch stattdessen übergab er das Gewehr mit den Läufen voraus, und während er einen schweren Revolver und dann einen weiteren auf das Whiskeyfass legte, das als Schreibtisch des Gerichtsdieners herhalten musste, schaute er auf den hageren, bartlosen Schotten in Latzhose und mit tief ins Gesicht gezogener Fahrradmütze hinunter, der auf einer Holzkiste saß, auf der Anrichte hinter ihm ein Sammelsurium von Schusswaffen, die die bereits Anwesenden dort deponiert hatten.
Smonk musterte den Gerichtsdiener. »Dich hab ich schon mal gesehen.«
»Vielleicht«, sagte der Mann. »Vielleicht hab ich ja für Sie gearbeitet, bis Sie mich rausgeschmissen haben und meine Frau mich wegen Ihnen hat sitzenlassen, und das hat mich in solchen Trübsinn gestürzt, dass ich und mein Sohn Willie alles verloren haben, was wir mal hatten – Land, Haus, Scheune, Maisspeicher, Destille, Bach. Einfach alles. Machen Sie Ihre Jacke auf und zeigen Sie mir, was drunter ist.«
Smonk tat wie geheißen. »Hast Schwein gehabt, dass ich dich nicht kaltgemacht hab.«
Der Gerichtsdiener zielte mit dem Gewehr auf ihn. »Den da auch.«
Der Einäugige leckte sich mit seiner langen roten Zunge über die Lippen, klemmte sich die Zigarre zwischen die Zähne, fummelte einen 41er Navy Colt aus seinem Hosenbund und legte ihn auf das Fass zwischen ihnen.
»Pass auf, dass den Dingern nichts passiert. Vielleicht geb ich dir ’n Penny Trinkgeld, wenn du gut drauf achtgibst.«
»Von Ihnen würd ich keinen Penny Trinkgeld nehmen, Mister Smonk, und wenn’s der letzte Penny wär, der in diesem Land geprägt wird.«
Smonk hatte gehustet. »Wie war das?«
»Ich hab gesagt, wenn’s im ganzen Land zufällig ’ne Kupferknappheit geben und ’n Penny anderthalb Dollar kosten würde und ich seit einem Monat nichts mehr gegessen hätt und mein Sohn am Verhungern wär, würd ich keinen Penny von Ihnen nehmen. Nicht mal, wenn Sie mir noch ’nen ganzen Penny dafür geben würden, dass ich ihn nehm.«
Aber Smonk hatte sich schon abgewandt.
Wütende Mundharmonikatöne gingen ihm voraus, während er den Oberkörper verdrehte, um durch die Tür zu passen, und den heißen, verqualmten Speisesaal betrat, die Krawatte mit Zigarrenasche bestäubt wie mit Barthaarschuppen. Man hatte die Esstische an die Wände geschoben und Platte auf Platte gestapelt, sodass die Beine der oberen wie bei toten Rindern in die Luft ragten. Friedensrichter Elmer Tate, der Rechtsanwalt, der Bankier, zwei, drei Farmer, der Mietstallbesitzer, besagter Doktor, der eben kurz auf seine Uhr geschaut hatte, und Hobbs der Leichenbestatter, alles Diakone, sahen ihn an. Die Gespräche waren verstummt, die Männer so still wie Stühle. Die Neunerkugel, die über den Billardtisch in der Ecke kullerte, verfehlte das Loch, tickte die Sieben an und kam jäh zum Stillstand.
Smonk lehnte sich an die Wand, die leicht nachgab. Er hustete in sein Taschentuch, betupfte sich die Lippen, stopfte das Tuch in seine Tasche, und die Gespräche und die Billardpartie gingen weiter.
Einen Moment lang passierte nichts, außer dass draußen eine Spottdrossel zwitscherte und Smonk seine Kürbisflasche entkorkte. Dann ging die Tür am anderen Ende des Raums auf und ins Licht trat der Amtsrichter, ein Demokrat, Freimaurer und ehemaliger Offizier, gleichermaßen berühmt für seine Sauferei
