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Mineralien

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[146] Mineralien werden aus gleichartigen Theilen bestehende, unbelebte Naturkörper genannt, welche in fester, einige wenige (z.B. Quecksilber, Naphtha, Bergöl) aber auch in flüssiger Gestalt in und unter der Erdoberfläche gefunden werden und zusammengenommen den Erdkörper selbst bilden.

Auch werden gewöhnlich jene Körper dazu gezählt, die zwar aus der belebten Natur herrühren, jedoch des Lebens schon längst beraubt, und obgleich oft mit Beibehaltung der äußern Gestalt, während des Verweilens auf oder unter der Erdfläche mehr und weniger zu unorganischen geworden sind, wie Torf, versteinertes Holz und sämmtliche Versteinerungen. Alle diese Körper, von Manchen auch Fossilien genannt, worunter Andere jedoch blos Versteinerungen verstehen, machen in ihrer Gesammtheit den dritten der drei Haupttheile der Naturgeschichte, das Mineral reich, aus und die besondere Naturgeschichte desselben ist die Mineralogie. Sie lehrt die Mineralien nach ihren genau bezeichneten Eigenschaften erkennen, systematisch ordnen und nach festgesetzten Benennungen bestimmen, und wird in zwei Haupttheile, die Oryktognosie oder Mineralogie im engern Sinne, welche die Eigenschaften der verschiedenen, durch mannichfache Anordnung der Grundstoffe gebildeten Arten der Mineralien [146] an sich betrachtet, und die Geologie (s.d.) oder Geognosie geschieden, welche dieselben in Bezug auf ihr Alter und ihre Vereinigung zur Bildung der Erdrinde auffaßt. Sonst werden auch in Bezug auf besondere Zwecke, für welche sie arbeitet, als Abtheilungen der Mineralogie unterschieden: die technologische und ökonomische oder die Lithurgik, welche die Verwendung der Mineralien in Künsten und Gewerben im Auge hat; die Metallurgie (s. Metalle) und die Petrefactenkunde. (S. Versteinerungen.) Die zur Unterscheidung und Bestimmung der Mineralien dienenden Kennzeichen oder Eigenschaften derselben sind: 1) mathematische, welche von der Gestalt, 2) chemische, welche von ihren chemisch zu prüfenden Zusammensetzungen und Stoffverhältnissen und 3) physikalische, welche von den gesammten übrigen Merkmalen hergenommen werden, wie z.B. Schwere, Farbe, Dehnbarkeit, Durchsichtigkeit, die verschiedene Art des Glanzes, Verhalten gegen Elektricität und Magnetismus u.s.w. Was aber insbesondere die auf der Gestalt beruhenden Unterschiede betrifft, so erscheinen viele Mineralien von einer bestimmten Anzahl ebener Flächen begrenzt, die unter bestimmten Winkeln zusammenstoßen, und diese heißen krystallisirt, die regelmäßigen Gestalten des Mineralreichs aber Krystalle (s.d.); sind dagegen nur Andeutungen oder Spuren einer solchen regelmäßigen Form zu erkennen, so nennt man sie krystallinische, die bei gehemmter Krystallisation entstehen. Gruppirungen vieler stengel-, nadel- oder haarförmiger Krystalle bringen oft stern- und fächerartige oder garben- und büschelähnliche Gebilde hervor; ebenso entstehen aus sehr kleinen, verkrüppelten Krystallen reihenförmige Gestalten und die Verbindung vieler halbkugeliger Körperchen gibt trauben- und nierenartige Formen, welche bei metallischen Mineralien, wo sie meist stark glänzen, Glasköpfe genannt werden. Ist weder eine regelmäßige Begrenzung durch ebene Flächen, noch eine Spur davon oder von einer Ähnlichkeit mit andern bekannten Gegenständen aufzufinden, so heißen solche Gebilde unregelmäßige, und dahin gehören die plattenartigen, die zelligen und blasigen, die zuweilen in solchen Höhlungen wieder andere Mineralien enthalten; alle Mineralien und Steine aber mit ausgefüllten Blasenräumen werden als mandelsteinartige bezeichnet. Die Regelmäßigkeit der äußern Formen. krystallisirter Mineralien zeigt sich noch entschiedener, wenn man sie zerschlägt, auf allen dadurch entblößten Theilungsflächen, welche jederzeit einer oder der andern ihrer Krystallflächen parallel laufen. Erfolgt jedoch bei dem Versuch, ein Mineral zu zertheilen, die Trennung nach unregelmäßigen und krummen Flächen, so jagt man, es lasse sich zerbrechen, und unterscheidet je nach den dabei zum Vorschein kommenden Formen Mineralien mit muschlichem Bruche, dessen Flächen mit dem Innern einer Muschel Ähnlichkeit hat, sowie mit unebenem, ebenem, erdigem, splitterigem, hakigem Bruche, welcher letztere kleine hakenähnliche Spitzen zeigt, die beim Zerreißen dehnbarer Metalle entstehen.

Die Anordnung und Zusammenstellung oder Classificirung der Mineralien mach ihren Kennzeichen ist die Aufgabe der mineralogischen Systeme, deren hauptsächlich zweierlei, natürliche und künstliche, unterschieden werden. Die erstern sind solche, welche bei der Anordnung der Mineralien die gesammten natürlichen Eigenschaften derselben im Auge haben, während ein System, das blos wenige Kennzeichen berücksichtigt, ein künstliches heißt. Obgleich nun schon in sehr früher Zeit Mineralien für allerhand Zwecke benutzt und z.B. von den alten Ägyptern Steine geschliffen und Metalle ausgeschmolzen wurden, blieb die Kenntniß derselben doch sehr unvollkommen und der arab. Arzt Avicenna scheint im Anfange des 11. Jahrh. zuerst eine systemartige Eintheilung dieser Naturkörper versucht zu haben. Entschiedeneres Verdienst erwarb sich zu Anfang des 16. Jahrh. G. Agricola aus Sachsen, welcher das erste Beispiel gab, Mineralien nach äußern Kennzeichen zu unterscheiden. Die chemischen Eigenschaften berücksichtigte für denselben Zweck zuerst der gelehrte Arzt und Chemiker I. I. Becher aus Speier, gest. 1685 zu London, und im 18. Jahrh. stellte der Schwede Wallerius zuerst ein System auf, das chemische und physikalische Eigenschaften zugleich betrachtet. Trotz dieser und der spätern fortschreitenden Arbeiten hielt es noch ungemein schwer, Mineralien nach den in mineralogischen Schriften schwankend und unsicher angeführten Kennzeichen genau zu bestimmen, und einem Deutschen, Abrah. Gottlob Werner (s.d.), gest. 1817, war es vorbehalten, durch Bearbeitung der Lehre von den äußern Kennzeichen, der Mineralogie endlich eine bestimmtere Gestalt zu geben. Gleichzeitig bildete der berühmte Professor Hauy zu Paris, gest. 1822, die Lehre von den Krystallen zu einem höchst wichtigen Theile der Mineralogie aus und gewann durch Nachweisung des mathematischen Zusammenhanges der Krystallisationen von Mineralien gleicher Mischung eine neue feste Grundlage des Mineralsystems, sowie außerdem die genauesten, von den ausgezeichnetsten Chemikern der neuesten Zeit angestellten Untersuchungen der chemischen und physikalischen Eigenschaften der Mineralien ganz neue Gesichtspunkte für die Beziehungen zwischen der äußern Gestalt und den chemischen Eigenschaften gegeben haben. Ist man nun auch durch alles Das so weit gekommen, die oben angegebenen Grundsätze für ein natürliches Mineralsystem feststellen zu können, so fehlt es doch noch an einem solchen System selbst, das die natürlichen Beziehungen des Innern und Äußern überall festhält und darum allgemeine Annahme fände. Einer der vortrefflichsten Versuche, dahin zu gelangen, ist das vom Professor Christ. Sam. Weiß in Berlin, geb. 1780 zu Leipzig, entworfene System, wie andererseits unter den neuern künstlichen Systemen [147] das vom Professor Friedr. Mohs zu Wien, geb. um 1774 zu Gernrode am Harze, aufgestellte das wichtigste ist. Gemeinfaßliche Belehrung über Mineralogie gibt unter Andern: »Anleitung zum Selbstudium der Mineralogie«. Nach dem Book of science, von Karl Hartmann (mit 49 Abbildungen, Lpz. 1837).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 146-148.
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